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Bobenheimer Frösche                                                                                                  

 

„Frösche“ ist der Spitzname der Bobenheimer. Aber woher kommt der Name?

„Der kann nur vom Weiher kommen, den es mal zwischen Bobenheim und Weisenheim am Berg gab“, erinnerten sich ältere Einheimische. Dagegen spricht, dass der kleine See auf Weisenheimer Gemarkung lag. Zum anderen gibt es ihn gar nicht mehr.

 

Dennoch könnte etwas dran sein an der Geschichte:

Gemäß einer Urkunde vom 14. November 1589 hatten die Bobenheimer das Recht, sich aus dem Weisenheimer Weiherbrunnen mit Wasser zu versorgen. Eine ausgesteinte Viehtrift führte am Weiher entlang dorthin. Umgekehrt durften die Weisenheimer ihr Vieh am Bobenheimer Brunnen tränken.

Man sieht, die Weisenheimer und Bobenheimer hielten zusammen. Auch in der kleinen „Ganerben-

Waldgemeinschaft“, wo sie meist gemeinsam gegen Dackenheim als Dritten im Bunde zu Felde zogen. Das galt weniger den Dackenheimern als ihren Herren im Kloster Höningen. Einen massiven Rechtsstreit zwischen den beiden Berggemeinden gab es erst 1835. Die Weisenheimer hatten nämlich ihre Bleiche am Weiher vergrößert und kurzerhand den Viehweg abgegraben.

 

Die Bobenheimer klagten beim Bayerischen  Landesherrn. Otto Klamm, der Freinsheimer Lehrer, hat die Akten des Prozesses studiert und den Verlauf im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Freinsheim vor einigen Jahren veröffentlicht. Demzufolge fiel der Brunnen 1865 zusammen. Die Weisenheimer hatten genug Wasser aus dem Eier- und dem Sommerbachtal und reparierten ihn nicht.

 

Die Bobenheimer wollten die Instandsetzung auch nicht bezahlen, weil sie nicht Eigentümer waren. Sie beharrten jedoch auf ihrem Recht, Wasser zu holen, zumal ihr Hungerbrunnen in Dürrezeiten wenig bis nichts hergab. „Ob und wie eine gütliche Einigung zustande kam, ist nicht bekannt“, endete Klamms Bericht. Genau hier setzt unsere Geschichte an:

 

Früher war das Froschkonzert vor allem in heißen Sommernächten unerträglich. So manchen Bobenheimer Bürger brachte es um den Schlaf, denn der Weiher lag sehr nahe am Dorf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber wurde es zunehmend stiller. Die Seife der Wäscherinnen, Kuhdung und andere Verunreinigungen hatten ihn umkippen lassen. Vor allem, weil der Zulauf durch den defekten Brunnen nicht mehr für die Reinigung ausreichte. Die Frösche wanderten aus, soweit sie in der Brühe nicht umgekommen waren.

 

Da taten sich einige kräftige Bobenheimer Burschen zusammen, um nachts heimlich den Weisenheimer Brunnen aufzugraben. Nicht, dass sie ihn ordnungsgemäß fassen und wieder aufbauen wollten. Er sollte einfach nur mehr Wasser schütten. Solch eine provisorische Grabung hätte bei Unwettern oder Schneeschmelzen zur Folge gehabt, dass kostbares Acker- und Weideland weggerissen wurde. Die Weisenheimer waren deshalb auf der Hut und zogen aus, die Bobenheimer Abordnung zu verprügeln.

 

Als die Bobenheimer vor der Übermacht flüchten wollten, hatte man ihnen den Rückzugsweg abgeschnitten. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als im stinkenden Weiher wegzutauchen.

Die Weisenheimer wunderten sich sehr, wo sie geblieben sein könnten, bis trotz Windstille hier und das Wasserkringel aus dem Schilfrohr die Oberfläche kräuselte. Sie entstanden, weil die Taucher gelegentlich Luft holen mußten. Als die Verfolger die Bewegung im Mondlicht sahen, setzten sie an, ins Wasser zu waten. Einer der Bobenheimer kam in seiner Not auf die Idee, naturgetreu wie ein Frosch zu quaken. Die anderen taten es ihm bald nach.

 

Wie gesagt, der Abstand des Weihers von Weisenheim war beträchtlich. Die Einheimischen wußten im Gegensatz zu den Bobenheimern nicht, dass es hier längst keine Frösche mehr gab. „Ei, des sin ja bloß Fresch“, sagten sie zueinander und gingen wieder nach Hause.

 

Als einige Zeit später Friede zwischen den Dörfern herrschte und man die Kerwe wieder wechselseitig besuchte, erzählten die auf ihre Kriegslist stolzen Bobenheimer bei einem Glas Wein den Nachbarn diese Geschichte. Es darf vermutet werden, dass sie von da an den Spitznahmen „Bobremer Fresch“ weghatten.